Hier geht es zurück Angies Welt
Ein Beben durchzuckt meinen Körper. Ein Gefühl, so, als stände ich auf einer Eisenbahnbrücke über die gerade ein tonnenschwerer Güterzug seine Last transportiert.
Der Schweiß rann in Bächen über meinen Körper. Es ist ein Traum, ja es kann nur ein Traum sein. Gleich wache ich auf und dieser ganze Horror hat ein Ende!

Leise, wie aus weiter Ferne nahm Peter das Summen des Weckers war. Noch konnte er diesen Ton nicht einordnen. Unklar drangen die Töne in sein Bewusstsein. Blinzelnd sah er zur Uhr. 5.45 Uhr, Zeit aufzustehen und sich für die Arbeit frisch zu machen. Die Augenlider klappten wieder zu. Ein leichtes Stechen in den Augen zwang ihn, sich erst langsam an das Tageslicht zu gewöhnen.
Dieser kleine, stechende Schmerz veranlassten Peter dazu langsam wieder ihn die Realität zurück zukehren. Dieses Gefühl, als habe er ein  Sandkorn ins Auge bekommen, kannte er zu gut. In den letzten Tagen spürte er es fast täglich, jeden morgen. Und was nun folgte, dass kannte er auch. Es ist ein tägliche Ritual geworden seit ........

" Verdammt ja!" Seit Peter diesen Albtraum hat, reagierte er oft nur noch aggressiv. Ein Traum, der ihn nun schon seit Tagen, Nacht für Nacht verfolgte. Ein Traum, der seinen sonst so durchtrainierten Körper jede Kraft raubte.
Wie in Zeitlupe, bewegte Peter seinen Arm zum Wecker, um die "Stoptaste" zu drücken. Ein alltägliche Bewegung, die ihn aber in den letzten Tagen eine Anstrengung abverlangte, wie er sie nur nach einer durchzechten Nacht, oder nach einer großen, sportlichen Leistung kannte. Er drückte auf die Taste und der Summer verstummte.
"Ob ich vielleicht mal zum Arzt gehe", dachte Peter, während er sich mühevoll aus dem Bett kämpfte. "Diese Kraftlosigkeit, wie ausgelaugt ist mein Körper."
Er schnappte sich ein Handtuch und schlich zur Dusche.
Gleich wird es wieder besser gehen. So wie jeden Tag, wenn der lauwarme Wasserstrahl seine Muskeln und Sehnen wieder regenerierte.
Peter griff zum Handtuch und rubbelt seinen Körper trocken.
Nun fühlte er sich etwas wohler, schon wesentlich erfrischter. Was aber folgte, hätte er gerne vermieden, ließ sich aber nicht verhindern. Der Blick in den Spiegel!
Und wie jeden Morgen schaute er in sein Gesicht, hatte das Gefühl sich selbst nicht mehr zu kennen. Er sah ein graues, wie es schien um Jahre gealtertes Bildnis seiner selbst.
Die geröteten Augen tief in den Höhlen liegend, mit schwarzen Ringen versehen und eingefallene Wangen.
Sollte all das wirklich ein dummer Albtraum verursachen?
Einen Moment spielte er mit den Gedanken sich von der Arbeit frei zunehmen und einen Arzt aufzusuchen, verwarf ihn aber sofort wieder. Gerade heute war es nicht möglich, denn es gab am Morgen eine wichtige Besprechung, bei der er nicht fehlen durfte. Denn nur er hatte das Konzept für die neue Kundin entworfen und nur er wusste über jedes einzelne Detail bescheid.

"Verdammtes Misstvieh." Peter schlug ärgerlich nach der Spinne. Aber auch diesmal war sie schneller als er und konnte entkommen. Einen Augenblick hatte er das Gefühl, dem Tier in die Augen sehen zu können und geglaubt ein höhnisches Grinsen in dem Gesicht zu erkennen.
In dem Gesicht?
Ja war er nun vollkommen durchgedreht? Glaubte er doch tatsächlich in dem kleinen Körper ein atemberaubend, schönes Frauengesicht erkannt zu haben.
"Moment mal!"´Peter fiel es wie Schuppen von den Augen. Seit Tagen versuchte er die Spinne zu erwischen und seit Tagen verfolgte ihn dieser Albtraum.
Bruchstückhaft, kam die Erinnerung an seinen letzten Traum zurück. Und eines dieser Bruchstücke war diese Spinne, die in seinen Träumen ein große Rolle spielte.
Peter warf sich seine Jacke über und machte sich auf den Weg zur Arbeit. Er fasste den Entschluss, dem Spinnenvieh am Abend zu Leibe zurücken. Vielleicht hören dann auch diese Träume auf. Er fühlte sich mit einmal wieder besser, viel besser als in den vergangenen Tagen. Es gelang ihm sogar zu lächeln und er pfiff
leise einen Schlager. Peter fühlte sich wohl. Dachte sogar über seinen ständig wiederkehrenden Traum nach. Und die Erinnerung daran, weckte ein zugleich wohliges, wie auch schauriges Gefühl in ihm.
Der erotische Teil seines Traums war faszinierend und beängstigend zu gleich.
Peter blieb plötzlich stehen. Und er fragte sich ernsthaft, ob er es überhaupt möchte, ob er wirklich auf diesen Traum verzichten will? Oder kann!
Denn eines war klar, ein so sexuelles Verlangen und auch befriedigendes Gefühl hatte er noch nie erlebt. Bei keiner Frau fühlte er sich je so befriedigt wie in seinen Träumen. Traum hin, Traum her! Es war sogar viel besser als es in der Realität mit Sabine je gewesen war.

Sabine. Er musste sie unbedingt anrufen. Seit ihrer gemeinsamen Nacht, in der er so kläglich versagte, hatte Peter sie nicht mehr gesprochen. Auch das wollte er heute Abend tun. Er musste sich für sein verhalten bei ihr entschuldigen. Es war aber auch zu kindisch. Sabine hat nur da gestanden und ihn kopfschüttelnd angestarrt. "Melde dich, wenn du wieder bei Sinnen bist ", das waren ihr letzten Worte, ehe sie die Wohnungstür hinter sich schloss.
Nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, hatte er erleichtert aufgeatmet, ja er war sogar freudig erregt. Denn nun konnte er endlich die Augen schließen und warten. Warten bis er bis er einschlief und der Traum wieder von ihm Besitz ergreifen würde.
"Habe ich das wirklich gedacht? Wirklich so gefühlt nach dem Streit mit Sabine?"
Peter fragte sich, ob ihn die sexuellen Fantasien in seinen Träumen wirklich wichtiger sind als Sabine, die Frau mit er schon seit 5 Jahren zusammen war. Die Frau die ihn alles gegeben hat, in der Liebe aber auch im Leben. Sollte sie nun hinter seinen Träumen zurückstehen?
"Oh, Verzeihung." Ein schmale Hand berührte sanft Peters Schulter. Erst jetzt wurde ihm klar das er immer noch hier stand und seinen Gedanken nachhing."
Entschuldigen sie bitte, aber ich hatte sie nicht gesehen. Tut mir wirklich leid." Verwirrt und etwas benommen sah Peter in das Gesicht der jungen Frau.
Sie mag gerade so um die zwanzig Jahre alt sein. Langes, rabenschwarzes Haar umrahmte ihr hübsches Gesicht mit den roten, vollen Lippen. Sie wirkte ehrlich betroffen, doch in ihren Augen spiegelte sich ein Glanz, wie loderndes Feuer - Höllenfeuer.
Dies Gesicht, diese Haare. Woher kannte er sie?
Betroffen schaute Peter hinter der jungen Frau her, die nun, da sie offensichtlich keine Antwort mehr von ihm erwartet hatte, um die Straßenecke bog.
Diese Stimme - diese Augen - dieser Traum.
Peter fasste sich wieder, lief nun schneller. Er wollte sich die Frau noch einmal genauer ansehen. Doch als er um die Ecke bog, war sie verschwunden.
Aber wohin? Links und rechts war nur ein parkähnliche Anlage  mit Blumen und einigen Bänken. Kein Haus und auch kein Baum wohin diese schöne Unbekannte hätte verschwinden können. Also
muss sie geflogen sein. Oder war sie nur eine Einbildung seiner Fantasie? Eine Vorspiegelung seiner Sinne?
Peter setzte sich auf eine der Parkbänke. Er wollte nur kurz verschnaufen. Seine Gedanken für das bevorstehende Gespräch mit der Kundin seiner Firma neu ordnen.
Er hielt abrupt in seinen Bewegungen inne. Ein fetter schwarzer Punkte bewegte sich über die Sitzfläche. Und beim genauen hinsehen erkannte Peter wer oder was dieser, sich schnell fortbewegende Punkt war. Es war eine fette hässliche Spinne.
Hässlich?
Wieder konnte er sich dem Gefühl nicht erwehren, der Spinne ins Gesicht zu sehen. In ein Frauengesicht, das er zu kennen glaubte. Es war das verführerische Gesicht jener jungen Frau, die er erst vorhin auf der Strasse gesehen hatte. Und in seinen Träumen !!!!

Der Tag war erfolgreich verlaufen. Vera, die Chefin der Firma, mit der Dank Peters Einsatz und Charme der neue Werbevertrag geschlossen wurde, wird Peter noch lange in Erinnerung bleiben. Er denkt da speziell an die 15 Minuten, die er allein mit ihr in seinem Büro verbracht hatte. An das Gespräch unter "vier Augen", wie Sie es nannte.
Aber er wollte diesem berauschenden Erlebnis nicht allzu lange nachhängen. Denn noch immer war und blieb Sabine die wichtigste Frau in seinem Leben und nun wollte er den Vorsatz vom frühen Morgen in die Tat umsetzten. Er griff zum Telefon. Noch ehe er die Nummer wählen konnte, klingelte es. Peter nahm den Hörer ab.
"Hallo ", Am anderen Ende der Leitung war meldete sich Christina.
Sie war seine rechte Hand in der Firma. "Peter, es ist etwas schreckliches passiert. Frau Danken ist tot. Niemand weiß genau was passiert ist. Man hat sie in ihrer Wohnung gefunden."
Vera tot?!
Das konnte nicht sein. Bilder flammten vor seinen Augen auf. Szenen aus der viertel Stunde in seinem Büro. Ohne zu antworten legte er den Hörer auf. Unfähig einen klaren Gedanken zu fassen.

Erschöpft legte Peter sich aufs Bett und starrte zur Decke. Da war sie wieder. Diese kleine Vieh von Spinne schien ihn hämisch anzugrinsen. Ihre Augen, die er zu sehen glaubte, glühten feuerrot.
Er war müde und ausgelaugt, wollte sich jetzt nicht mit der Jagd nach einer Spinne, oder der Frage ob er psychisch gestört sei, auseinander setzen.
Peter schloss seine Augen. Schlafen, nur noch schlafen und der Erschöpfung von Geist und Körper nachgeben. Nach einem erholsamen Schlaf, kann man immer noch über das geschehene nachdenken.
Aber wann hatte er zuletzt wirklich erholsam geschlafen?

Tausend Arme schienen seinen Körper zu berühren. Sanfte Hände streichelten ihn zahlreich von oben bis unten. Peter lag mit geschlossenen Augen auf dem Bett. Ohne sie zu öffnen versuchte er herauszufinden wie viele Hände ihn berührten.
Zwei streichelten seine Beine, zwei seine Brust zwei seine ...
"Acht".
Es waren acht Hände die ihn berührten. Er dachte nach. Es war eine einfache Rechnung: Acht Arme und Hände, dass bedeutet vier Körper und er war sich sicher, dass es Frauenkörper waren. So sanft und weich konnten nur die Hände einer Frau sein. Welch herrlicher Traum. Verwöhnt von vier Frauen, ein immerwährender Männertraum. Langsam öffnete Peter die Augen, damit er die Frauen sehen konnte. Sie waren schön, da war er sich ganz sicher. In Träume sind Frauen immer perfekt!
Er begann sich umzuschauen, konnte aber keinen Frauenkörper entdecken. Doch noch immer glühte sein Körper, denn unermüdlich schienen diese Arme und Hände zu sein. Unermüdlich in dem Bestreben ihn in Ekstase zu versetzten.
Ganz langsam gewöhnte er sich an den halbdunklen Raum. Die Sonne war schon lange untergegangen und draußen war es schon dunkel.
Dann sah er SIE - sie, die er auch am Mittag auf der Strasse begegnet ist und die er auch schon in vielen Albträumen gesehen hatte. Er sah sie an. Sah in dieses wundervolle, perfekte Gesicht, umrahmt von langen schwarzen Haaren. Sein Blick gleitet hinunter zu ihrem Körper. Er nahm diesen Traum so intensiv wahr, als wäre es gar kein Traum. Deshalb wollte er sich vergewissern, ob dieser nackte Körper, und er war nackt, da war Peter sich sicher, ebenso perfekt wie ihr Gesicht war.
Was er dann sah, ließ ihn laut aufschreien. Wild um sich schlagend, versuchte Peter sich aus der "Umarmung" zu befreien.
Dieses wunderbare Gesicht war umrahmt von einem Spinnenkörper. Acht pelzige Spinnenbeinen glitten in einer kaum für möglich gehaltenen Geschwindigkeit über seinen Körper. Brachten sein Blut zum kochen und Peter fasst um den Verstand.
Dann hörte er eine sanfte Stimme." Wehre dich nicht Geliebter. Nun bist du für immer mein. Keine andere Frau wird dich je wieder berühren dürfen. Du gehörst für immer mir!"
Noch einmal versuchte er sich zu befreien. Doch dann gab Peter auf. Das letzte was er sah, waren die glühenden Augen aus denen blaurote Flammen zu lodern schien.

Die Spinnenfrau nahm ihn. Nahm seinen ganzen Körper in Besitz. Er durchlebte Stunden der Sinnlichkeit und Ekstase, ehe er in tiefen Schlafe fiel.

"Am vergangenen Abend kamen zwei Frauen auf unerklärlicher Weise in ihrer Wohnung ums Leben. Die Polizei steh vor einem Rätsel. Bei den Frauen handelt es sich um Vera D. und Sabine S."
Peter schaltet das Radio wieder aus. Neben ihn winkten acht Spinnenbeine und forderten ihn auf, sich wieder ins Bett zu legen.

Tagelang hörten Nachbarn wunderliche Geräusche aus der Wohnung nebenan. Dann war es ruhig. Niemand wusste wohin Peter R. verschwunden war.


"* E N D E *









Die Nacht der Spinne (C) 3.10.2003 by Heinz Oh. - Online seit:4.9.2003 - Klicks heute:1 - Klicks gesamt:2610.